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Ehemaliges Wachhaus dient bald dem Büchertausch:

Datum : 18.12.2020

Kurzbeschreibung: „Bücherzelle“ von JVA- Lehrlingen gestaltet
„Neue Dynamik der Zusammenarbeit“

Adelsheim. bd. - Alles begann mit einer Bücher-Tauschkiste, die Adelsheims Bücherei-Leiterin Petra Berger im Frühjahr vor das Rathaus stellte - die Bücherei musste wegen der Corona-Pandemie geschlossen bleiben und über die Tauschkiste konnten man sich Adelsheims Bücherfreunde trotzdem mit Lesestoff versorgen.

Wachhaus Bild 1

Die Idee kam an und als die Bücherei wieder öffnen durfte schlugen einige Bürger*Innen vor dauerhaft einen Büchertauschschrank in der Stadt aufzustellen. Sozusagen als Zusatz-Bücherei, die 24/7 geöffnet hat und jeder aufkommenden Langeweile entgegenwirken kann.

"Die Idee, einen Tauschschrank von Insassen der JVA bauen zu lassen, kam aus der Bürgerschaft, von Tanja Will. Ich bin sehr dankbar, dass sie den Kontakt zu den Werkstätten hergestellt hat, wo das nötige Know-How und Werkzeug für die Umsetzung der Idee vorhanden war", so Petra Berger. Bei VAW-Geschäftsführer Cem Eligül stießen sie auf offene Ohren und die Meister der gefängniseigenen Lehrschreinerei, André Winkler und Andreas Faulhaber, setzten die Aufgabe dann kreativ und originell um: ein ausrangiertes Wachhaus in eine „Bücherzelle“ umzubauen lautete der Auftrag an die zahlreichen Insassen, die in dem Betrieb beschäftigt werden. Entsprechend ihren Kenntnissen und Fähigkeiten – manche der Insassen werden Grundkenntnisse in der Arbeit mit Holz vermittelt, andere stehen kurz vor dem Abschluss der Schreinerlehre - wurden den Jugendstrafgefangenen Aufgaben zugewiesen, die sie mit bewundertem Erfolg lösten. 

Wachhaus Bild 2

Die Initiatorinnen nahmen das Projekt nun gemeinsam mit Bürgermeister Wolfram Bernhardt in Augenschein und waren voll des Lobes. Bernhardt freute sich über das gelungene Projekt: "Die JVA macht einen wichtigen Job. Hier wird jungen Menschen die Chance gegeben eine andere Richtung einzuschlagen. Schon Albert Einstein wusste, dass Persönlichkeiten nicht durch schöne Reden geformt werden, sondern durch Arbeit und eigene Leistung.“ Die Bücherzelle sei eine enorme Leistung. 

"Ich mag die Doppeldeutigkeit der Bücherzelle“ kommentierte Petra Berger: „Zum einen erinnert sie uns daran wie es ist, eingesperrt zu sein auf engem Raum. Zum anderen stehen die Bücher aber auch für die endlose Freiheit unserer Gedanken, die beim Lesen entsteht." Berger freute sich, dass gute Bücher zukünftig nicht mehr weggeworfen werden müssen, sondern in der Zelle eine zweite Heimat finden können. "Wir haben JVA großen Freiraum gelassen bei der Gestaltung, Vorgaben gab es keine. Daher haben wir bis zum Schluss nicht gewusst, was uns erwartet. Als wir das fertige Ergebnis gesehen haben, waren wir von der professionellen Gestaltung und hochwertigen Aufarbeitung begeistert. Die Zelle hat Charme und ist etwas ganz Besonderes“.

Anstaltsleiterin Katja Fritsche betonte den Wert der Kooperation: „Die Bücherzelle ist ein – bald für jedermann in Adelsheim - sichtbares Beispiel dafür, wie gut und konstruktiv die Zusammenarbeit der JVA mit der Stadt als Justizstandort ist!“ Diese habe eine neue Dynamik entwickelt. So sei geplant an den Bahnhöfen und an anderen zentralen Orten in Adelsheim Hinweistafeln aufzustellen, die in der JVA gefertigt werden könnten. Und Adelsheim werde wieder Ausbildungsstandort für Justizvollzugsbeamte - das Bildungszentrum des Justizvollzugs werde ab dem neuen Jahr das Kulturzentrum zur Durchführung von Ausbildungslehrgängen nutzen. All dies zeige, welche Synergien durch ein vernetztes Denken und Handeln entstehen könnten, die letztlich auch zu einer erfolgreichen Resozialisierung beitrügen, resümierte Fritsche.

So hat die Idee „Büchertauschschrank“ einiges ins Rollen gebracht. Auch die fruchtbaren Kontakte zwischen Bürgerschaft und Stadtbücherei sollen fortgeführt werden. Ein Verein, der weitere Projekte im Bereich Kultur und Bildung plant, ist bereits auf den Weg gebracht. "Die Bücherzelle ist nur der Anfang. Bei uns schlummern noch einige Ideen für die Stadt Adelsheim in der Schublade", so Petra Berger und Tanja Will einstimmig.

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