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„Guter Vollzug braucht mutige Frauen!“

Datum : 16.07.2020

Kurzbeschreibung: Irmtraud Friedlein und Elisabeth Christof in JVA verabschiedet
Urgesteine der Jugendvollzugsanstalt gewürdigt

Adelsheim. bd. Erstmals wieder konnte zum Monatsende in der Justizvollzugsanstalt eine „abstandsgemäße“ Anstaltskonferenz durchgeführt werden, die den Rahmen für die Verabschiedung zweier Urgesteine der Jugendstrafanstalt bot. Sowohl Elisabeth Christof wie auch Irmtraud Friedlein hatten sich seit mehr als 40 Jahren im Jugendstrafvollzug engagiert eingebracht und wurden dafür von Anstaltsleiterin Katja Fritsche und Verwaltungsleiter Klaus Brauch-Dylla dankbar gewürdigt.

Verabschiedung Frauen Christof und Friedlein

Irmtraud Friedlein war seit 1979 hauptamtlich als Freizeitpädagogin in der JVA tätig, bereits zuvor - seit den Anfangsjahren des 1974 eröffneten Jugendgefängnisses – gestaltete sie als Organistin die Gottesdienste hinter den Mauern mit, so Fritsche. Nach Abschluss ihres Studiums leistete die „Diplompädagogin für Erwachsenenbildung und außerschulische Jugendarbeit“ Pionierarbeit, um den Erziehungsauftrag des Jugendstrafvollzugs mit Leben zu füllen. Sie habe sich vollständig mit ihrer Aufgabe identifiziert und sehe die Freizeitangebote nicht als Belohnung, sondern als eigenständige Förderung und Herausforderung zum Lernen und Wachsen der jungen Inhaftierten. Dazu habe sie sich Helfer und Verbündete gesucht und sich breit vernetzt, insbesondere die Anwerbung und Betreuung der unverzichtbaren ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen sei ihre Domäne gewesen.

Eine enorme Zahl erfolgreicher Projekte habe sie mit initiiert und realisiert, weit über den stets mit ihrem Namen verbundenen jährlichen Weihnachtsbasar hinaus. Film- und Theaterprojekte, Bildungsreisen in den Dt. Bundestag, Lesungen, Kunstprojekte und erlebnispädagogische Maßnahmen, vielfach ausgezeichnete Kooperationen wie das Opern- und Chorprojekt „Apollo 18“ hätten einer Vielzahl von Inhaftierten neue Horizonte geöffnet, „Freiheit hinter Gittern“ ermöglicht und gezeigt, dass sich die jugendliche Energie auch in positiv-kreative Bahnen lenken lasse.

Friedlein lies ihre Anstaltszeit nochmals Revue passieren und machte ihre Überzeugung deutlich, dass sich das Engagement für die „Jungs“ lohne. Sie äußerte den Wunsch an die Anstaltsleitung, dass die Arbeit in der Freizeitpädagogik ihren Stellenwert behalte und die freiwerdende Stelle mit Jemanden besetzt werde, dem die gleichen Kompetenzen eingeräumt werden und der die gleiche Unterstützung wie sie erfahre.

Anstaltsleiterin Fritsche dankte Frau Friedlein für ihren unermüdlichen Einsatz und übergab ihr eine von Ute Breymann erdachte und unter Mitwirkung der Gefangenen gebaute bunte „Himmelsleiter“.

Guter Vollzug brauche mutige Frauen leitete Klaus Brauch-Dylla über und widmete sich der beruflichen Vita von Elisabeth Christof, die am 3. September 1973 im Alter von 17 Jahren, gleich nach ihrem Schulabschluss, in der JVA ihre Ausbildung zur Verwaltungsangestellten begann. Sie zog die Arbeit im Gefängnis der Tätigkeit beim Steuerberater vor und bereute diesen Schritt nicht. Anfänglich befand sich ihr Arbeitsplatz in der „Einrichtungsstelle“ im Amtsgericht in Adelsheim. Sie arbeitete „unter“ 6 Anstaltsleitern und 5 Verwaltungsleitern, das werde wohl keine Mitarbeiter*in mehr toppen können. Während dieser Zeit war sie in verschiedensten Abteilungen eine verlässliche Größe - sowohl im Anstaltsleitungs - Vorzimmer, in verschiedenen Verwaltungsbereichen, der Hauptgeschäftsstelle und zuletzt im Schreibbüro überzeugte ihr Können und sie brachte viele Ideen in die Arbeit ein. Dies drückte sich auch in der Dankesurkunde zum 40-jährigen Dienstjubiläum aus, die Ministerpräsident Winfried Kretschmann persönlich unterzeichnet hatte. Christofs Anekdoten aus der Gründerphase und dem letzten Jahrhundert veranschaulichten, dass für ihre Generation die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorbildhafte Pionierarbeit erforderte, die heute fast unvorstellbar scheint.

Brauch-Dylla bedankte sich bei Frau Christof für ihre allzeit gewissenhafte Arbeit, Identifikation und Loyalität mit einem Blumenstrauß und wünschte für die dritte Lebensphase alles Gute.

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