Farbe und Licht war das letzte Thema der SCHULKUNST (2014). Zwei Dinge, die untrennbar zusammengehören. Denn ohne Licht lässt
sich Farbe nicht wahrnehmen.
„You see what you get“ hat Dan Flavin, der berühmte amerikanische Lichtkünstler gesagt und spielt damit auf die
gegenseitige Wechselwirkung von Farbe und Licht an. Ganz so einfach ist es jedoch nicht, wenn wir in diesem Zusammenhang an Platons
Höhlengleichnis denken, das aufzeigt, wie die Wirklichkeit eben auch immer von der jeweiligen Situation abhängt. So haben die
Höhlenbewohner immer nur den Blick auf eine schattenhafte Welt erfahren und können den Anblick von Sonnenlicht letztlich nicht
verkraften. Ihnen wurde eine Welt in Schwarz-Weiss, durch Projektion an die Höhlenwand, als einzig wahrhaftig vermittelt, sodass sie
Farben nicht kennen lernen konnten. Dabei sind farbige Lebensräume wichtig um das Gegenüber und sich selbst zu sehen und zu
erkennen. Das Sprichwort „Farbe bekennen“ zielt auch darauf ab, zu einer eigenen Meinung zu stehen. Dieser Aspekt spielt
besonders für junge Menschen in der individuellen Entwicklung eine große Rolle.
Dem Thema Farbe und Licht tasten sich Schülerinnen und Schüler mit großartiger Unterstützung ihrer Lehrerinnen und
Lehrer in vielfältigster Weise heran, von leuchtender Urban Art auf dem Areal des GENO-Hauses über Lichtobjekte im Foyer und
faszinierende Farbwelten bis zu einer Fashion-Performance mit Titel „Ritmo de los Colores“ im Herzen der Stadtbibliothek
Stuttgart (Premiere nur zur Eröffnung), ist Besonderes geboten. Die Landesausstellung versteht sich als Forum für die Spannbreite
von Methoden und Herangehensweisen, die in allen Schularten des Landes Baden-Württembergs entstehen.
Rein physikalisch gesehen sind Farben, so Isaak Newton Lichtstrahlen einer bestimmten Wellenlänge. Sie kennen alle das Farbspektrum
des Regenbogens, ein ähnlicher Farbverlauf entsteht, wenn ein Lichtstrahl durch ein Prisma fällt. Hier wird Licht selbst zur
Farbe und das Naturspektakel erscheint immer wieder wie ein Wunder in seiner bunten Kolorierung.
Zur symbolischen Bedeutung von Farben ist bekannt, dass Blautöne Assoziationen wie Kälte, Weite und Distanz hervorrufen,
wohingegen Rottöne für Wärme, Nähe und Behaglichkeit stehen. Auch hängen ihre Wirkungen bzw. Bedeutungen von
kulturellen Unterschieden ab, wenn ein Brite blau ist, heißt es, dass er melancholisch ist (Blues). Grün als Farbe der Hoffnung
kann aber ebenso für das Giftige stehen. Ein Grünschnabel verweist auf Unreife, klar verständlich, wenn man grüne
Erdbeeren neben roten Erdbeeren sieht. Ins Grüne fahren bedeutet Erholung. Hier steht Grün für die Natur, das Frische und
Gesunde. Gelb als Farbe der Sonne steht für das Leben, Reife in der Natur, wie in Weizen- und Rapsfelder sichtbar. Sonnenblume als
Symbol für Freude und Ausgelassenheit. Das Beispiel der Regenbogenfarben ist in der Bildung Thema und steht für Vielfalt und
Akzeptanz.
Vielfalt auch hier in besonderem Ausmaß in der Landesausstellung mit seinen kreativen Kunstwerken und selbstverständlicher
Mitwirkung aller Schularten, Inklusion als fester Bestandteil des Programms, der von Anbeginn des Förderprogramms SCHULKUNST (1985)
sehr am Herzen liegt.
Allen Besuchern wünsche ich erhellende Momente im Miteinander und Erleben der farbenprächtigen Kunstwerke.
Angela Warnecke